003
fürsich (1970)
für eine darstellerin oder einen darsteller
dauer: 12'
ua: darmstadt 1971
self-publishing
006
entlöschend (1974)
(non extinguishing)
for large tam-tam
duration: 15'
premiere: stuttgart 1974
manuscript
"entlöschend" für großes tamtam setzt sich, wie der titel andeutet, auseinander mit klang der entsteht durch dämpfung, unterdrückung von klang eines so extrem resonanzreichen instruments, wie es das tamtam ist. da aktion und resultat von ausführung zu ausführung und besonders von instrument zu instrument, stark voneinander abweichen können und vom interpreten flexibles reagieren verlangen, kann dieses stück nicht als bis ins letzte fixierte partitur existieren; vielmehr handelt es sich um eine teils mehr teils weniger festgelegte vorlage.
029
nah, getrennt (1992)
for alto recorder solo
duration: 25'
premiere: köln 1993
universal edition
 
das stück heißt "nah, getrennt", weil, was in einer hinsicht nahe beieinander liegt, in einer anderen weit voneinander entfernt ist; hierbei geht es allerdings nie ganz linear zu.
im ersten teil, der in sich und auch vom zweiten sehr unterschiedlich ist, geht es hauptsächlich um die tatsache, dass auf der blockflöte mit ein und demselben griff, je nach blasdruck, ganz unterschiedliche, weit voneinander entfernte tonhöhen erzeugt werden können. im zweiten teil ist der ambitus einer kleinen terz in vierundzwanzig stufen unterteilt; hier sind komplizierte, höcht unterschiedliche griffe nötig, um sehr nahe beieinanderliegende tonhöhen zu erzeugen.
der anfang wirkt sehr frei. der konzeptuelle ausgangspunkt ist ein übergangs- oder umschlagsabschnitt zwischen erstem und zweitem teil, auf den hin sich das geschehen allmählich zentriert. hier gibt es eine skala, in ungefähren tonhöhen notiert, welche resultiert, wenn auf der blöckflöte, außer dem daumenloch, alle grifflöcher nacheinander geschlossen werden. diese skala wird des öfteren wiederholt, tritt aber nie als sie selber auf, sondern immer modifiziert, mit mehr oder weniger stufen, mit verschieden großen stufen etc.; vor allem aber handelt es sich hier insgeheim um eine endlosschleife: derjenige griff, bei dem alle löcher offen sind, erbringt nicht den höchsten ton - der umschlagspunkt, an dem ein "tieferer" griff durch überblasen einen höheren ton ergibt, von dem aus der "höchste" der skala von oben erreicht wird, bleibt ebenfalls nicht gleich.
von hier aus sind abweichungen, ableitungen in die verschiedensten richtungen komponiert, die zum anfang hin, nach dem grad ihrer entfernung vom zentrum, nicht unbedingt nach ihrer verwandtschaft untereinander, zusammengestellt wurden.
der zweite teil ist in einem durchgehenden sechzehntelpuls komponiert. die relativen tonhöhenunterschiede "hoch - mittel - tief" wurden in ihren sechs möglichen reihenfolgen immer wieder anders gruppiert und, vor allem, mit ständig wechselnden intervallen belegt, vom kleinsten ambitus, drei 16tel-töne (ein 16tel-ton plus ein achtelton oder ein achtelton plus ein sechzehnzelton - zwei kleinstmögliche stufen kommen nicht vor) bis zum größten, der kleinen terz. lautstärkeveränderungen beeinflussen die tonhöhen gelegentlich mehr als die griffe; die ultrachromatik selbst, aber ebenso sich permanent verändernder kontext verunsichern die absolute tonhöhenwahrnehmung. ich habe versucht, alle entwicklung, ausweitung und zusammenziehung des ambitus, aus solchen wahrnehmungstäuschungen herzuleiten.
045
ausnahmslos ausnahmen (2013)
for drumset
duration: approx. 24'
premiere: chicago 2015
self-publishing
i began with the following considerations: new music is not a style, but rather a method of critical self-reflection, thus applicable to all styles and simultaneously a prerequisite for (or side effect of) interculturality, perhaps even for/ of multilingualism. i grew up in the frankfurt opera house (also with renaissance and medieval music) and in the jazzkeller. anyhow, this piece is (like extension, among others) a repudiation of stylistic "purity" (style being a societal phenomenon, often one of identification or even identity, and thus also one of hostility – and therefore to be regarded skeptically, especially in the guise of "personal style".) the drum set is the most successful "instrument" since the start of the 20th century. even bavarian folk music can’t make do without it anymore. "ausnahmslos ausnahmen" exclusively avails itself of drumming patterns (and their near or distant derivatives) that every drummer has practiced backward and forward, but these never appear in such a way that the 4/4 measure and its concomitant formal implications are affirmed. every traditional music is a system of selective perception and interpretation. in this piece I have tried to work in such a way that, for all the rules which serve to define convention, only the exceptions to those rules are presented.
mathias spahlinger, trans. philipp blume
046
046.11 k141 (2018)
for piano solo
duration: 5'
premiere: berlin 2023-03-22, asamisimasa
unsere vorstellung von virtuosität hat sich mit der romantik, dem klavierbau und den größeren konzertsälen radikal verändert. wer glaubt, dass die "große klaviertechnik" allein, an chopin und liszt geschult, immerhin ausreicht, scarlatti zu spielen, möge es versuchen.